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Olaf Scholz Heute -Bundeskanzlerin hat einen Wendepunkt in der Geschichte ausgerufen. Es ist sieben Wochen her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Scholz wird seither wegen zu wenig Führungsstärke und zu zögerlicher Haltung gerügt. Sind die Vorwürfe berechtigt? Kai Clement vom ARD-Hauptstadtstudio In einer Sondersitzung des Bundestages zum Ukraine-Krieg Ende Februar hat Bundeskanzler Olaf Scholz große Hoffnungen geweckt.
Seine Rede sollte schließlich einfach als “Zeitwende-Rede” bekannt sein. Nichts weniger als eine neue Sicherheitspolitik hat Scholz am Sonntag, 27. Februar, gelobt. Analyst Scholz hat daraus fünf Aktionsbefehle gezogen. Da sind zunächst die Waffenlieferungen. Zweitens Sanktionen, um „Putin davon abzubringen, seinen Kriegspfad fortzusetzen“.
Drittens ist die Verpflichtung der NATO, Hilfe zu leisten, unbestreitbar, d. h. die Prämisse des Bündnisses „Einer für alle, alle für einen“. Viertens bedeutet mehr Geld mehr Sicherheit. Dazu gehören ein 100-Milliarden-Euro-Sonderfonds für die Bundeswehr sowie eine neue Energiepolitik, die etwa 2 % des BIP für die Verteidigung ausgibt. Zu guter Letzt.
„So viel Diplomatie wie möglich, ohne dumm zu sein“, sagt der Autor. SPD-Co-Vorsitzende Saskia Esken findet nun – sieben Wochen nach der Kanzleransprache –, dass die Kanzlerin versprochen und gehalten hat. Sie behauptet, dass sowohl die Regierung als auch die Ampelkoalition fest auf der Seite der Ukraine stehen. Von Anfang an war die Antwort, Rüstung zu liefern und harte Sanktionen zu verhängen.
Roderich Kiesewetter, CDU-Außenpolitiker, zieht eine deutliche Zwischenbilanz. Laut Opposition war die Ansprache eher leer als eine Rede über einen Wendepunkt: “Bisher scheint es Rhetorik zu sein.” Kiesewetter fordert, den bisherigen Ankündigungen auch jetzt nachzugehen. Das Statistikblatt des Weißen Hauses zu US-Waffentransfers kann online abgerufen werden.
Darunter sind 16 Hubschrauber und 200 Schützenpanzer. Andererseits hält sich die Bundesregierung mit Einzelheiten bedeckt. Weil sie sich nicht für den Kreml anfällig machen will, macht sie das im öffentlichen Diskurs angreifbar. Hinzu kommt die anhaltende Diskussion über schwerere Waffen.
Sie fehlen jedoch in der Rede um die Jahrhundertwende. Waffenlieferungen galten damals noch als neuartig. Das reicht der Ukraine nicht mehr. Scholz’ Lösung: Eine Milliarde Dollar zusätzlich für ukrainische Käufe. Oppositionspolitiker Kiesewetter hält sie für schwach.
„Lösegeld“, wie das Geld bezeichnet wird. “Und das geht auch durch die Lieferung schwerer Waffen”, Deutschland müsse Sicherheitslieferant werden. Deutschland hat das NATO-Verteidigungsbudgetziel von 2 % des Bruttoinlandsprodukts noch nicht erreicht. Der Kanzler versprach, sich nach seiner Jahrhundertwende-Rede Jahr für Jahr daran zu halten.
Diese Schätzung geht allerdings nicht mit dem Bundeshaushalt auf, sondern nur unter Berücksichtigung des 100-Milliarden-Euro-Sondervermögens. Das wackelt allerdings. Es erfordert eine Änderung des Grundgesetzes sowie der Union insgesamt. Sie wurden gewarnt, dass Sie als Ersatzbankspieler nicht helfen können.
Auch an Engagement mangelt es laut CDU-Chef Friedrich Merz. Es werden keine Blankoschecks ausgestellt. Es werde “sehr, sehr hart”, wenn es so bleibe, so Merz. Vor allem, wenn sich nicht einmal die Ampelpartner der Koalition einig sind. Derzeit debattieren sie hauptsächlich über große Waffen.
Unterstützt werden sie von Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP und Green Europe-Spezialist Anton Hofreiter von den Grünen sowie Michael Roth von der SPD. Alle drei waren kürzlich in der Westukraine. Auf die Frage, ob das Kanzleramt einen Zauderer habe, sagte Strack-Zimmermann im Deutschlandfunk schlicht „Ja“.
Die Union versteht es, die Spannungen im Ampelsystem auszunutzen. Sie erwägt einen eigenen Appell an den Bundestag für die Lieferung schwerer Waffen, wohl wissend, dass dies das Schisma verschärfen wird. Auf der anderen Seite herrscht bei den Themen Sanktionen und Energie mehr Einigkeit – zumindest bei prominenten Koalitionsvertretern.
Stoppen Sie den Import von russischem Gas und Öl: Ja, aber nicht sofort. So sieht es Robert Habeck, Minister für Grüne Wirtschaft. Daraufhin lautete sein Zwischenurteil im Bundestag Ende März: „So funktioniert die Wende.“ Sie befreien sich aus dem Würgegriff, der Deutschland in den vergangenen Jahren “aus Unwissenheit oder strategischer Blindheit” auferlegt wurde.
“Können Sie erklären, wie die Wende funktioniert? Hofreiter, ein Grünen-Politiker, glaubt, dass es zu langsam geht. In einigen Wochen ist auch ein Ölausstieg wahrscheinlich. Die Ampeln blinken noch. Scholz hat viel versprochen. Einige der Brutalitäten, wie in Bucha, sind verblasst, und Änderungen des Grundgesetzes bewegen sich nicht mit der Geschwindigkeit eines Konflikts.
Scholz ist auch weder der Basta-Kanzler, wie seine Ansprache hätte suggerieren können, noch der Mann, der die oft zitierte und jahrzehntealte Behauptung aufstellte, dass jeder, der Führung gebietet, diese auch von ihm erhalten werde. Er nehat eine große, möglichst geschlossene SPD-Sektion auf seiner Seite.
Eine SPD, die tags zuvor noch in „Wandel durch Handel“ dachte. Auch Scholz muss ein dreiköpfiges polyphones Bündnis zu einem Kompromiss führen. Das nennt man einen Mittelsmann. Oder einfach gesagt, Prokrastinatoren. Die Ukraine bereitet sich auf eine russische Militärinvasion vor. Die Europäische Zentralbank entscheidet über ihren künftigen geldpolitischen Kurs. Und die Deutschen reisen praktisch genauso wie vor dem Ausbruch zu Ostern. Im FAZ-Newsletter finden Sie alles Wissenswerte.
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